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Unsichtbar

Die Krähe hackt suchend in die Augenhöhlen, vergeblich.
Verzweifelte Nahrungssuche.
Der scharfe Schnabel bearbeitet wie wild die weiche Haut um die Hauer des Wildschweins. Blut tritt aus.
Die Krähe ist nicht wählerisch.

Ein Rucksack mit Habseligkeiten. Letzte Erinnerungsstücke.
Mit jedem Tag waren sie in höher gelegene Gebiete geflüchtet. Das Wasser stieg schnell.
Vorräte sind nahezu aufgebraucht. Doch sie leben.
Zusammenhalt.
Überleben.
Heute ist der Tag des Aufbruchs. Alleine ist die Existenz unmöglich geworden.
Der Wunsch, sich mit Gleichgesinnten zu verbünden, ist mächtig.
Ein Drang, wieder unter Artgenossen zu sein.
Sie werden sich wundern, wie wenig Zusammenhalt sie vorfinden. Jeder kämpft ums eigene Überleben.
Doch die Einsamkeit ist schlimmer.

Wir sind Unzählige
inmitten eines toten Tieres.
Das lebendige Tier wird von uns infiziert.
Kämpfe sind entbrannt. Aussichtslose Kämpfe, denn wir sind stärker.
Niemand kann sich unserem Kollektiv widersetzen.

Wasser umspielt die Hufe der toten Sau.
Der Verwesungsgeruch ist stark.
Schnelle Schritte schrecken den Vogel auf.
Menschliche Laute.
Mit einem klagenden Krächzen erhebt sich die Krähe
schwerfällig und gleichzeitig elegant in die Lüfte.

Lange kann er nicht mehr fliegen,
wird aber zu unserer Verbreitung beitragen.

Still hängt sie da, die Glocke. Gefühllos. Und doch scheint sie traurig, dass sie nie wieder erklingen wird. Kein helles Läuten für den Gottesdienst mehr, keine Schläge im Viertelstundentakt.
Krähen haben sich in dem verlassenen Kirchturm versammelt.
Ein einziges Nest mit zwei Küken.
Die Vögel verteidigen es, als wüssten sie, dass es ihr letztes sein wird.

Ein weiterer Wirt schnüffelt an dem Kadaver.
Lautlos und unsichtbar greifen wir erneut an.
Mit jedem Atemzug saugt das Tier
unwissend den Tod in sich ein.
Niemand ahnt etwas.

Intelligenz zeichnet den Menschen aus.
Anpassungen auf Veränderungen.
Temperaturschwankungen? Ruhe bewahren.
Naturkatastrophen? Bald wieder in Vergessenheit.
Innerhalb weniger Jahre waren die meisten Flächen der Erde für die Landbewohner unwirtlich geworden.
Erst als es zu spät war, wollten die Menschen etwas ändern.
Und vergingen sich am Hab und Gut ihrer Nächsten.

Wir sind Bestien, die raffen, was sie können.
Millionenfaches Sterben hat unsere Existenz erst möglich gemacht.
Uns interessiert letztendlich nicht, was dem Wirt widerfährt;
wir passen uns stets an.
Das haben wir immer getan.

Ihren krächzenden kurzen Bericht abgebend gesellt sich die Krähe zu ihren Artgenossen.
Endlich. Aas. Nahrung.

Macht euch bereit zum Aufbruch, ihr fliegenden, schwarzen Boten.
Wir werden euch erwarten.

Die Menschen bleiben stehen,
ein Bild der Idylle inmitten des unwirtlich gewordenen Waldes.
Nehmen sich an der Hand und sehen einander in die Augen.
Ein Krähenschwarm fliegt über sie hinweg.

Wir sind bereits überall.
Unaufhaltbar.

Der Ausläufer einer Flutwelle schwappt über ihre Füße. In ein paar Stunden wird diese Ebene komplett unter Wasser stehen.
Aufbruch zum Hügel!
Doch sie bleiben stehen und verharren.
Eine Umarmung.
Hoffnungsvolle Nähe, warme Körper aneinander geschmiegt.
"Hoffentlich geht es ihr gut", flüstert sie an ihre Tochter denkend, die das Elternhaus vor Jahren verlassen hatte.
Ein Kuss.

Die Berge sind ihre letzte Bastion.
Sie retteten sich auf die erhöhten, trockenen Flächen.
Die Menschen sind das Zusammenleben nicht gewohnt,
bauen gerne Wände
zwischen sich und ihre Artgenossen.
Tausende sind auf jedem Berg zusammengepfercht.
Zu viele.
Zu wenig Nahrung und Platz.
Viel zu viel Hunger.
Ja dort, dort am Horizont. Zur Bergkette, schnell.
Gesellt euch zueinander, ihr Narren.
Versammelt euch auf den trockenen Flächen, eng aneinander,
so ist es gut.
Die Nähe wird euer Verderben sein.
Keine Arche.
Keine Rettung.
Eure Zeit ist gekommen.



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(English version: Errors are due to the fact that English is not my native language. You are welcome to help and improve me!)

Invisible

The crow pecks into the eye sockets searching in vain.
Desperate for food.
The sharp beak works like wild on the soft skin around the tusks of the wild boar. Blood emerges.
The crow is not fussy.

A backpack with belongings. Last mementos.
With each day, they had fled to higher ground. The water rose quickly.
Supplies are almost gone. Yet they live.
Together.
Survive.
Today is the day of departure. Alone, existence has become impossible.
The desire to ally with like-minded people is powerful.
A desire to be among like-minded people again.
You'd be surprised how little cohesion they find. Each fighting for his own survival.
But the loneliness is worse.

There are countless of us.
in the middle of a dead animal.
The living animal is infected by us.
Fights have broken out. Fighting is hopeless because we are stronger.
No one can oppose our collective.

Water caresses the hooves of the dead sow.
The smell of decay is strong.
Quick steps frighten the bird.
Human sounds.
With a plaintive croak, the crow rises
ponderous and at the same time elegant into the air.

He can't fly for long,
but will help us spread the word.

The bell hangs still. It's unfeeling. And yet it seems sad that it will never ring again. No more bright ringing for the service, no more beating every quarter hour.
Crows have gathered in the abandoned church tower.
A single nest with two chicks.
The birds defend it, as if they know it will be their last.

Another host sniffs at the carcass.
Silently and invisibly, we attack again.
With every breath the animal sucks
unknowing death.
No one suspects a thing.

Intelligence is what distinguishes man.
Adapting to change.
Temperature variations? Stay calm.
Natural disasters? Soon forgotten.
Within a few years, most of the Earth's land had become inhospitable to the rural population.
It wasn't until it was too late that people tried to change anything.
...and they began to pander to their neighbors' possessions.

We are beasts that grasp what they can.
Millions of deaths have made our existence possible.
We don't care what happens to the host;
We always adapt.
We have always done that.

While giving its croaking short report, the crow joins its conspecifics.
At last. Carrion. Food.

Prepare to leave, you flying black messengers.
We shall be expecting you.

The people stop,
a picture of idyll in the middle of the inhospitable forest.
Take each other by the hand and look each other in the eyes.
A flock of crows flies over them.

We are already everywhere.
Unstoppable.

The foothills of a tidal wave spill over their feet. In a few hours, this plain will be completely submerged.
Head for the hill!
But they stand still and remain.
A hug.
Hopeful closeness, warm bodies nestled together.
"I hope she's all right," she whispers, thinking of her daughter, who left home years ago.
One kiss.

The mountains are her last bastion.
They rescued themselves on the elevated, dry surfaces.
The people are not used to living together,
like to build walls
between themselves and their fellow species.
Thousands are crammed together on every mountain.
Too many.
Too little food and space.
Far too much hunger.
Yes, there, there on the horizon. To the ridge, quickly.
Join each other, you fools.
Gather on the dry land, close together,
that's it.
Proximity will be your undoing.
No ark.
No salvation.
Your time has come.



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